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Verkehrsbetriebe Glattal AG: Die Innovationslinie 759 ist die längste Elektrobus-Linie der Schweiz

Im Herbst 2021 hat die Verkehrsbetriebe Glattal AG (VBG) den Pilotbetrieb von Elektrobussen auf ihrer Innovationslinie 759 gestartet. Nach erfolgreichem Abschluss der Testphase wurden plangemäss per Ende Februar 2023 sieben zusätzliche Elektrobusse in Betrieb genommen. Damit ist die Linie 759 die erste vollständig elektrifizierte Buslinie der VBG und mit 27 Kilometer die längste Elektrobus-Linie der Schweiz. Die Elektrobusse verkehren im neuen VBG-grünen Design.

Elektrobus der Verkehrsbetriebe Glattal AG (VBG) an der Endhaltestelle Zürich Flughafen          Foto: Marcel Manhart

 

 

 

Nachdem sich der rund einjährige Pilotbetrieb mit Elektrobussen auf der Innovationslinie 759 der VBG bewährt hatte, verkehren seit Ende Februar 2023 auf der Strecke zwischen Wangen und dem Flughafen Zürich nur noch Elektrobusse.

 

 

Zuverlässig, nachhaltig und komfortabel

 

Das innovative und erstmals in dieser Form realisierte Ladesystem der beteiligten Partner Siemens und Evobus (Schweiz) AG wurde zusammen mit der VBG während der Testphase optimiert, so dass der rein elektrische Linienbetrieb nun zuverlässig, umweltfreundlich und ökonomisch möglich ist. Dadurch spart die VBG jährlich rund 235’000 Liter Diesel ein. Die neuen Busse werden sowohl von den Fahrgästen als auch den Busfahrerinnen und Busfahrern sehr geschätzt.

 

 

VBG-Flotte wird grüner

 

Die neuen Elektrobusse sind nicht nur umweltfreundlicher und leiser. Sie sind sogar noch grüner. Denn passend zu den neuen Bussen hat die VBG auch ein neues, VBG-grünes Fahrzeugdesign lanciert, bei dem die Unternehmensfarbe Grün sowie der charakteristische Logo-Kreis mehr Gewicht erhalten. In der Folge wird auch augenscheinlich, wie die VBG-Busflotte immer «grüner» – im doppelten Sinn – wird. Als nächste Buslinie wird die Linie 768 (Bahnhof Oerlikon – Flughafen Zürich) für den Elektrobetrieb umgerüstet. Die ersten Elektrobusse werden voraussichtlich Ende 2024 den Betrieb aufnehmen.

 

 

VBG Innovationslinie 759 - Energieautarker Elektrobus (E-Bus)

 

Die Innovationslinie 759 der VBG bringt Innovationen ins Rollen. Sie ist eine Versuchsanlage, in der aktuelle Forschungsresultate rund um Fahrzeuge, Infrastruktur sowie Betrieb des öffentlichen Verkehrs im Alltag unter realen Bedingungen getestet werden können. Dadurch leistet sie einen Beitrag zur Frage, wie der öffentliche Verkehr der Zukunft aussehen mag.

 

Die Linie 759 ist die erste, rein mit Elektrobussen betriebene Buslinie der VBG. Der entsprechende Pilotbetrieb mit dem ersten Elektrobus der VBG auf der Innovationslinie konnte erfolgreich abgeschlossen werden und seit Ende Februar 2023 verkehren auf der Linie 759 nur noch die VBG-grünen Elektrobusse. Somit ist der erste Teil dieses Innovationsprojekts abgeschlossen. Dank dem umweltfreundlichen Elektroantrieb mit Strom aus 100% erneuerbaren Energiequellen spart die VBG jährlich 235’000 Liter Diesel.

 

Das Besondere am E-Bus-Betrieb der Innovationslinie ist, dass die Elektrobusse dank des Streckenladesystems tagsüber nicht zum Aufladen zurück ins Depot fahren müssen. So ersetzten die Elektrobusse vormaligen Dieselbusse im Verhältnis 1:1, was zusätzlich ressourcenschonend ist. Das für die Innovationslinie 759 umgesetzte Ladesystem ist das erste dieser Art – für die VBG sowie Siemens in der Schweiz, für Mercedes weltweit.

 

Die für die Streckenladung der Batterien notwendige Infrastruktur wurde an der Haltestelle Flughafen, Bahnhof erstellt. Die für den Betrieb erforderliche elektrische Energie stammt zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen und soll – der zweite Teil des Innovationsprojekts – langfristig vollständig autark aus der Region stammen (Fotovoltaik-, Wind- und Wasserstrom). Unterwegs in die Zukunft? Mit der VBG läuft’s glatt.

 

Seit der Lancierung des Projekts „Energieautarker Elektrobus“ im Jahr 2017 hat die VBG viel gelernt, gemacht, optimiert und letztlich reüssiert. Der in der NZZ vom 29. September 2022 erschienene Artikel „Elektrobusse dürfen sich verspäten“  beleuchtet einen Teil dieser Erfahrungen bis hin zum erfolgreichen Betrieb von Elektrobussen auf der Innovationslinie 759.

 

 

Elektrobus sowie Ladesystem von Siemens (Pressemitteilung vom 09. Juni 2022)

 

Die Umlaufstrecke, die der VBG-Elektrobus auf der «Innovationslinie 759» zurücklegt, ist rund 27 km lang und damit die derzeit längste E-Buslinie in der Schweiz. Der E-Bus hält an insgesamt 28 Haltestellen und fährt vom Flughafen Zürich via Kloten-Balsberg, Wallisellen, Innovationspark Dübendorf nach Wangen und wieder zurück. Ziel des VBG-Projekts ist der Nachweis eines zuverlässigen, nachhaltigen und wirtschaftlichen E-Bus-Betriebs. Künftig soll die «Innovationslinie 759» die erste, ausschliesslich mit Elektrofahrzeugen betriebene Buslinie der VBG werden. Bisher waren auf dieser Strecke lediglich Dieselfahrzeuge im Einsatz. Diese legen jährlich 635 000 km zurück und verbrauchen dabei rund 235 000 Liter Diesel.  

Bei der Evaluation für das Pilotprojekt wurden verschiedene Anbieter verglichen. Am Ende überzeugte die Siemens-Lösung mit seiner starken Ladeleistung. «Die Inbetriebsetzung dieses Ladesystems war für unser Unternehmen ein bedeutender Meilenstein, denn das Projekt markierte den Schweizer Markteintritt von Siemens im Bereich der eBus-Ladeinfrastruktur», erklärt Gerd Scheller, Country CEO von Siemens Schweiz. «Mittlerweile haben wir mit Bernmobil, den Verkehrsbetrieben Zürich und Transport Public Fribourg weitere namhafte Kunden von unseren Ladelösungen überzeugen können», so Scheller weiter.  

 


Keine Rückkehr ins Depot


Der Betrieb bei der VBG erfolgt nach dem Prinzip der Streckenladung. Dazu wird die Batterie des Elektrobusses tagsüber während des regulären Betriebseinsatzes nicht im Depot, sondern entlang der Strecke aufgeladen. So ersetzt ein Elektrobus einen Dieselbus und es ist keine zusätzliche Busbeschaffung nötig. Bedient wird die Linie von einem vollelektrischen eCitaro – das erste Bus-Modell von Mercedes-Benz mit Aufladung über Ladeschienen. Um den Bus, der täglich rund 450 Kilometer zurücklegt, aufzuladen, nutzt die VBG den Lademast und das dazugehörige Ladezentrum inklusive Gleichrichter und Steuerung von Siemens. Das Ladezentrum befindet sich unweit des Masts in einem Technikraum im nahegelegenen Parkhaus. «Die Ladestation nimmt per WLAN-Antenne im Mast mit dem Bus Kontakt auf, sobald der Chauffeur das Fahrzeug unter dem Lademast platziert und den Ladevorgang initiiert hat. Für die Aufladung senkt sich der Pantograf vollautomatisch auf die Kontaktpunkte auf dem Bus hinab und lädt dessen Batterien während der Standzeit an der Haltestelle auf. So muss nicht jedes Fahrzeug mit einem Pantografen ausgerüstet werden», erläutert Bernhard Guhl, Teamleiter eMobility von Siemens Schweiz.  

Der 6,5 Meter hohe Lademast mit seinem 4,2 Meter langen Ausleger ist rund 2,2 Tonnen schwer und steht unter dem überdachten Teil des Busterminals. Die maximale Ladeleistung wird vom Fahrzeug vorgegeben und beträgt 300 kW, dies entspricht einer Ladekapazität von 5 kWh/Minute. Das Sicharge UC 400-System ist für eine Dauerleistung von 300 kW ausgelegt. Zum Lieferumfang beim VBG-Projekt gehört auch ein mobiler Depotlader mit einer Leistung von 40 kW. Mit diesem kann das Fahrzeug während den Standzeiten bei Bedarf zusätzlich geladen werden.  

 


VBG plant die Beschaffung weiterer Elektrobusse


Der Ladestrom beim VBG-Projekt besteht zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen wie Fotovoltaik-, Wind- und Wasserstrom. In der Pilotphase liegt der Fokus auf den betrieblichen Aspekten (Zuverlässigkeit der technischen Komponenten und des Ladevorgangs, Fahrplanstabilität, Klimatisierung im Innenraum, optimale Grösse der Batterien). In der Projektphase 2 liegt der Fokus auf der Energieautarkie. Im nahen Umfeld der Linie 759 soll der erforderliche Strom mit grossen Fotovoltaikanlagen erzeugt werden. Aktuell rechnet man mit einem Strombedarf von rund 1 Mio. kWh/Jahr. Hierzu ist eine Fotovoltaikanlage mit einer Fläche von rund 8'000 m2 erforderlich. Bei erfolgreichem Abschluss des Pilotprojekts erfolgt – im Rahmen der ordentlichen Fahrzeugersatzbeschaffungen – die sukzessive Umrüstung der Linie 759 auf Elektrobusbetrieb. Die VBG wird jeden Bus, der seine Lebenszeit erreicht hat, künftig durch einen Elektrobus ersetzen. Die nächsten Neuanschaffungen kommen auf der Innovationslinie zum Einsatz, die sieben Fahrzeuge umfasst. In rund 13 Jahren dürfte dann die gesamte Busflotte, die aktuell rund 120 Fahrzeuge umfasst, komplett elektrifiziert sein.  



Alles auf einen Blick


Die VBG nutzt die einjährige Testphase für eine intensive Datenanalyse, welche die wichtigsten Fragen beantworten soll: Wird es reichen, den Bus tagsüber mit der Schnelladestation zu laden oder muss im Depot noch nachgeladen werden? Stimmen die effektiven Stromkosten mit den Berechnungen im Vorfeld überein? Alle Ladedaten werden über das Open Charge Point Protokoll (OCPP) in eine cloudbasierte Lösung übertragen. Informationen zum Systemzustand, historische Berichte, Statistiken und Fehlerdiagnosen stehen auf übersichtlichen Dashboards zur Verfügung und erlauben detaillierte Auswertungen, um den Betrieb zu optimieren.  

 


Flexibel einsetzbare Systeme


Mit den Sicharge-UC-Produkten verfügt Siemens über ein komplettes Portfolio von High-Power-Ladestationen (Off-Board oder On-Board Pantographen) und umfassende Ladelösungen für grosse Busdepots. Das Sicharge-UC-Ladesystem deckt das gesamte Leistungsspektrum von 100 bis 600 Kilowatt ab. Um die steigenden Anforderungen der Fahrzeugindustrie hinsichtlich höherer Spannungen zu erfüllen, können Stationen mit bis zu 1000 Volt integriert werden. Damit lassen sich elektrische Fahrzeuge mit höchster Effizienz und mit unterschiedlichen Anschlusssystemen und Batterien flexibel auf der Strecke oder im Depot laden. Das Sicharge-UC-Portfolio ist mit dem Ladestandard Combined Charging System (CCS) kompatibel und ermöglicht dadurch herstellerunabhängiges Laden.
Das modulare Konzept der Sicharge-UC-Familie erlaubt zudem die Erweiterung des Ladegeräts mit mehreren Dispensern, d.h. verteilten Ladeanschlüssen. Daran können sequenziell unterschiedliche Busse geladen werden. Durch diese Modularität ist das System flexibel ausbaufähig. Die angebotenen Pantographensysteme und schlanken Dispenser nehmen Rücksicht auf den oftmals beschränkten Platz an dem Ort, an dem das Fahrzeug geladen werden soll, z.B. im Depot.  

 


Interessanter Wachstumsmarkt


Elektrische Busse spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Schadstoff- und Lärmbelastung in Städten zu reduzieren und damit die Lebensqualität zu erhöhen. Allein durch den Einsatz eines E-Busses mit einer täglichen Laufleistung von ca. 200 km können – sogar im Vergleich zu modernsten Dieselbussen – jährlich etwa 60 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Zahl elektrischer Fahrzeuge im Bus- und Logistikumfeld steigt und gewinnt daher auch für Betreiber von Fahrzeugflotten immer mehr an Bedeutung.   

 

Ladezentrum SICHARGE UC 400 – Technik in Kürze  
  • Nenneingang  
    Spannung AC: 400 V (3ph + PE) +- 10%
    Strom bei Nennleistung je Phase: 465 A
    Frequenz: 50/60 Hz
    Leistungsfaktor (cos phi): > 0.98     
  • Gleichstromausgang  
    Spitzenleistung: 400 kW
    Bemessungsleistung: 300 kW
    Strom (max.): 400 A
    Spannung DC: 10 bis 1000 V
    Wirkungsgrad: 96 bis 97 %     
  • Mechanische und allgemeine Spezifikationen  
    Gewicht: 2780 kg
    Schutzkapselung: IP54, IK10 für Gehäuse, IK09 für MMI
    Ladesteuerungseinheit: LiNUX-Controller
    Netzanschluss Ethernet: / 3G / 4G
    Kommunikationsprotokoll: OCPP 1.6 (J-SON)     
  • Invertierter (absenkbarer) Pantograph  
    Kommunikationsstandard: Wifi IEEE 802.11a 


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