Rastatt-Vorfall als Chance nutzen – Internationale Zusammenarbeit wird gestärkt

Im Nachgang an die mehrwöchige Sperre in Rastatt (D) ist der SBB und ihren Tochtergesellschaften ein Umsatzverlust von rund 26,5 Mio. CHF entstanden. Noch lässt sich nicht abschliessend einschätzen, wieviele Kunden im Güter- und Personenverkehr längerfristig auf andere Verkehrsträger ausgewichen sind. Die SBB und die Deutsche Bahn (DB) übernehmen die Initiative zur Umsetzung gemeinsamer „Lessons Learned" aus der Branche. Ein besseres und international abgestimmtes Korridormanagement macht den Güterverkehr einfacher und zuverlässiger.

Nie wieder Rastatt, lautet die Devise. Das zeigt SBB Cargo International, das Tochterunternehmen von SBB CFF FFS Cargo,   mit einer gezielt für das Szenario Rastatt beklebten Lok.                                                                                     Foto: Daniel Beier

 

 

 

Die Sperrung der Rheintalbahn bei Rastatt vom 12. August 2017 bis zum 2. Oktober 2017 hat die Logistikkette vor allem auf der Schiene empfindlich getroffen und Schwachpunkte in der Zusammenarbeit der europäischen Bahnen aufgezeigt. Gemeinsam mit der Branche setzen sich die SBB und die Deutsche Bahn (DB) für ein besseres und international abgestimmtes Korridormanagement ein. Denn: Störfälle mit internationalen Auswirkungen lassen sich nur gemeinsam effektiv managen. Die Bahnen müssen künftig integrierter zusammenarbeiten.

 

In den vergangenen Wochen wurde von allen Beteiligten ein umfangreiches Feedback zur Streckensperrung eingeholt. Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge von Güterbahnen, Behörden, intermodalen Operateuren, Terminals und weiteren Betroffenen fliessen in zahlreiche Arbeitsgruppen ein. Diese erarbeiten konkrete Massnahmen, die für künftige Krisen- oder Störungsfälle eine professionelle Zusammenarbeit gewährleisten sollen.

 

 

Internationales Korridormanagement und Baustellenkoordination

 

Auf der einen Seite werden bestehende Aktionsplänen entschiedener umgesetzt und so das internationale Korridormanagement, die Baustellenkoordination und die betriebliche Zusammenarbeit an Grenzübergängen verbessert. Dadurch können die Wartezeiten für Güterverkehrsunternehmen auf der Nord–Süd-Route reduziert werden, diese betragen heute bis zu vier Stunden. Daneben wird ein europäisches Störfallmanagement erarbeitet. Dieses soll im neuen Jahr der EU-Kommission vorgestellt werden. Basis eines schnellen Störfallmanagements sollen vorab abgestimmte Umleitungskataloge für die einzelnen Korridore bilden.

 

Neben dem akuten Störfallmanagement arbeiten die Fachleute daran, die Rahmenbedingungen für eine flexiblere Produktion des internationalen Güterverkehrs zu schaffen. Dazu gehören beispielsweise, den Datenaustausch zu verbessern und die betrieblichen Sprachbarrieren für den Einsatz des Personals im Sektor zu überwinden. Weitere Barrieren sind aktuell international unterschiedliche Handhabungen bei der Fahrzeugzulassung und bei der Streckenkunde der Lokführer. Ziel aller Maßnahmen muss sein, alle Kraft in den Aufbau eines europäischen interoperablen Eisenbahnsystems zu setzen und dafür einheitliche Regeln zu definieren. Bis zur Eröffnung des Ceneri-Basistunnels von Ende 2020 wollen die Bahnunternehmen die Effizienz und Zuverlässigkeit im Güterverkehr wesentlich steigern.

 

 

Schäden für Güterkunden und Branche immens

 

Auf Initiative von SBB CEO Andreas Meyer wurde bereits im Rahmen des Unterbruchs Rastatt eine internationale Abstimmung auf Konzernleitungsstufe innerhalb der Branche vorangetrieben um die Güterkapazitäten trotz Unterbruch des zentralen Nord–Süd-Korridors zwischen Deutschland und der Schweiz zu verbessern. So konnten die Kapazitäten trotz der Sperre in Rastatt von anfänglich 20 auf über 40 Prozent der Gesamtkapazität erhöht werden. Dank dieses Engagements konnten die entstandenen Schäden etwas reduziert werden, dennoch waren sie für die Kunden des Güterverkehrs enorm.

 

Die Logistikbranche ist in Zeiten der „Just-in-time-Produktion" auf einen reibungslosen und international zuverlässigen Schienengüterverkehr angewiesen. Der Unterbruch im deutschen Rastatt sorgte für weiträumige und aufwendige Umleitungen von Gütern aber auch Reisende mussten erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Der SBB entstand wegen des Streckenunterbruchs in Rastatt (D) ein Umsatzverlust von rund 26,5 Mio. CHF. Hinzu kommen ungedeckte Kosten wie über die Sperrung hinausgehende Umsatzverluste bei SBB Cargo und SBB Cargo International, Mehraufwand im Personalbereich und auch die Geschäftskunden von SBB Cargo und SBB Cargo International litten unter dem mehrwöchigen Unterbruch massiv. Hart getroffen wurde insbesondere die international tätige SBB Cargo International und deren Kunden. Noch lässt sich nicht abschliessend beziffern, wieviele Verkehre sich längerfristig verlagert haben. Die SBB setzt alles daran, diese Verkehre wieder auf die Schiene zurückzugewinnen.

 

Die SBB stand während des mehrwöchigen Unterbruchs in engem Kontakt mit ihren Kunden und suchte und ermöglichte unkomplizierte Lösungen für die zahlreichen Bedürfnisse. So hatte die SBB beispielsweise Lokführer nach Frankreich geschickt, Lokführer vom Personen- im Güterverkehr eingesetzt und Baustellen zeitlich verschoben. Der Bahnhof Schaffhausen wurde rund um die Uhr geöffnet und ein Shuttlebetrieb zwischen Kornwestheim (D) zu den Rangierbahnhöfen in der Schweiz eingerichtet.

 

Im Personenverkehr sorgten Kundenlenker für die Betreuung der Reisenden an den Grenzbahnhöfen und Reisende welche Ihre Reise nicht antreten wollten, wurden unkompliziert entschädigt. Zudem setzte die SBB innerhalb der Schweiz unzählige Ersatzzüge ein, um die in das Schweizer Taktsystem eingebundenen aber ausgefallenen internationalen Verbindungen zu ersetzen.

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