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Ein Jahr vor Ceneri 2020: Ziele und Herausforderungen der SBB

In 363 Tagen, am 12. und 13. Dezember 2020, wird der Ceneri-Basistunnel in Betrieb genommen. Zum heutigen Start des Countdowns am Bahnhof Lugano waren der Tessiner Regierungsratspräsident Christian Vitta und der CEO der SBB, Andreas Meyer anwesend. Mit der bevorstehenden Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels rücken viele neue Möglichkeiten näher: Der Tunnel wird die Pünktlichkeit, die Kapazität und das Angebot auf der Nord-Süd-Achse steigern. Bis dahin gilt es aber noch einige Herausforderungen zu meistern. So muss der 4-Meter-Korridor durchgehend fertiggestellt werden, die zahlreichen laufenden Baustellen im Tessin abgeschlossen, der Ausbau am Ostufer des Zugersees vorangetrieben, der nationalen und internationalen Personenverkehr koordiniert und die Verfügbarkeit von genügend Sitzplätzen sichergestellt werden. Die SBB wird sich am Rail Summit vom 3. September 2020 mit den wichtigsten Partnern des europäischen Bahnverkehrs über die Möglichkeiten austauschen, die sich dank Ceneri 2020 eröffnen.

Roberta Trevisan, Andreas Meyer und Christian Vitta heute in Lugano                                                     Foto: Marcel Manhart

 

 

 

 

Heute am frühen Nachmittag haben der Tessiner Regierungsratspräsident Christian Vitta und der CEO der SBB, Andreas Meyer, am Bahnhof Lugano den Startschuss für den Countdown zur Eröffnung des Ceneri-Basistunnels gegeben. Anwesend waren auch die Stadtpräsidenten von Lugano, Locarno und Bellinzona. Anschliessend wurde ein Zug der neuen Giruno-Flotte auf den Namen «Ceneri 2020» getauft. Am 13. Dezember 2020 ist es dann soweit: Der 15,4 Kilometer lange Ceneri-Basistunnel wird mit dem ersten Zug von 06.03 Uhr Richtung Norden in Betrieb genommen. In Lugano, Locarno und Bellinzona werden zu diesem Anlass Feierlichkeiten stattfinden, mit denen der Kanton diesen wichtigen Meilenstein gemeinsam mit der SBB würdigen wird. Bis dahin steht noch ein arbeitsintensives Jahr an, aber die SBB ist auf dem richtigen Weg.

 

 

Noch viele Baustellen auf der Nord-Süd-Achse

 

Bis zur Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels gibt es auf der Nord-Süd-Achse noch einiges zu tun. Allein im Kanton Tessin wird bis zur Eröffnung noch auf über 20 Baustellen auf dem Streckennetz gearbeitet. Hinzu kommt der Ausbau der Tunnelprofile zur Fertigstellung des 4-Meter-Korridors, auf dem grössere Güterzüge verkehren können. Auch die imposante Baustelle am Ostufer des Zugersees, die im Tessin momentan kürzere Anschlusszeiten verursacht, besteht noch bis Dezember 2020. Die SBB ist aber zuversichtlich, dass alle Etappen, die für eine pünktliche Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels entscheidend sind, fristgerecht abgeschlossen werden. Auch im Personenverkehr sind noch einige Herausforderungen zu meistern, insbesondere die Verfügbarkeit von Sitzplätzen in bestimmten Perioden, etwa während der Feiertagsbrücken oder zur Ferienzeit, aber auch zu bestimmten Uhrzeiten, wenn besonders viele Reisende unterwegs sind. Nach der Fertigstellung des 4-Meter-Korridors kann die SBB auch auf der Nord-Süd-Achse Doppelstock-Fernverkehrszüge einsetzen und damit die Sitzplatzzahl erhöhen.

 

 

Eine Alpentransversale für den Güterverkehr der Zukunft

 

Mit der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels wird das letzte Teilstück der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) fertiggestellt. Insgesamt wurden in dieses Projekt rund 22,8 Milliarden Franken investiert. Der neue Korridor zwischen Nord- und Südeuropa fördert die Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene. Er verkürzt die Fahrzeit der Güterzüge um bis zu zwei Stunden und erhöht dank dem 4-Meter-Korridor die Kapazität (750 Meter lange Kompositionen). Die Basis dafür bildet eine verbesserte Zusammenarbeit der europäischen Bahnunternehmen, die es in Zukunft ermöglicht, die Fahrpläne besser zu koordinieren, die Standzeiten an den Grenzbahnhöfen genauer abzustimmen und die Fahrzeiten optimaler zu synchronisieren.

 

 

Chance Ceneri 2020: neue Möglichkeiten im nationalen und internationalen Personenverkehr

 

Auch der Personenverkehr profitiert von der Fertigstellung der NEAT. So werden die Reisezeiten im Nord-Süd-Verkehr weiter verkürzt, sowohl im nationalen und internationalen Verkehr als auch im Regionalverkehr im Kanton Tessin. In diesem Zusammenhang ist die von der SBB seit Jahren geförderte nationale und internationale Zusammenarbeit unerlässlich. Diese hat dafür gesorgt, dass die SBB zusammen mit den Eisenbahnunternehmen der Nachbarländer das Angebot laufend ausbauen konnte. Die vier europäischen Partner verfolgen das gemeinsame Ziel, im Personenverkehr mehr Verbindungen anzubieten und die Reisezeit zu senken. Die SBB möchte zusammen mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) auch die Nachtzugverbindungen von der und in die Schweiz ausbauen.

 

Nach der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels dauert die Fahrt von Zürich nach Lugano rund 2 Stunden. Die Fahrt von Zürich nach Mailand dauert, aufgrund der eingeplanten Reserven, zunächst 3 Stunden 17 Minuten. Auf diese Weise sorgen die SBB und Trenitalia für einen zuverlässigen grenzquerenden Verkehr. Gegenüber dem Fahrplan, der seit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels gilt, verkürzt sich die Reisezeit somit um 9 bis 13 Minuten. Das Ziel ist, die Reisezeit von Zürich nach Mailand künftig auf 3 Stunden 2 Minuten zu verkürzen. Zu diesem Zweck ist in Chiasso ein dynamischer Übergang ohne Halt zum Wechseln des Stromabnehmers notwendig. Die SBB und die Schweiz möchten den Rail Summit vom 3. September 2020 nutzen, um den europäischen Partnern die geplanten Verbesserungen nach Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels und die sich ergebenden Perspektiven zu präsentieren. Somit ist der Rail Summit ein entscheidendes Treffen, damit die Chance Ceneri 2020 gemeinsam optimal genutzt werden kann. Gleichentags findet eine Konferenz der europäischen Verkehrsminister statt. Die offizielle Eröffnung des Tunnels erfolgt einen Tag später am 4. September 2020.

 

 

Revolution im Tessiner Regionalverkehr

 

Einen Quantensprung im Öffentlichen Verkehr wird der Kanton Tessin erleben: Die Fahrzeit zwischen Lugano und Bellinzona verkürzt sich um 15 Minuten, zwischen Locarno und Lugano um 25 Minuten. So entsteht eine eigentliche S-Bahn, welche die Ballungszentren des Kantons miteinander verbindet. Um den erwarteten Zuwachs der Fahrgastzahlen von 30 Prozent bei Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels und den damit einhergehenden Fahrplanausbau aufzufangen, erweitert TILO die Fahrzeugflotte: Zehn neue FLIRT-Kompositionen wurden bereits bestellt, und im Laufe des Jahres 2020 werden 40 neue Lokführer ausgebildet.

 

 

Taufe des neuen Giruno «Ceneri 2020»

 

Am heutigen Anlass wurde ein Zug der neuen Giruno-Flotte auf den Namen «Ceneri 2020» getauft. Das Fahrzeug mit seinem besonderen Anstrich, der den neuen Tunnel versinnbildlicht, zeugt von einem wahr gewordenen Traum: Der modernste Schweizer Zug fährt durch die modernsten Schweizer Eisenbahntunnels. Der «Ceneri 2020» gehört zu den 29 Kompositionen, die ab heute Schritt für Schritt auf der Nord-Süd-Achse eingeführt werden. Sie verkehren von Basel und Zürich nach Lugano und ab Frühling 2020 bis nach Mailand. Ab 2021 sind Fahrten in weitere italienische Städte vorgesehen. Nach der Taufe des Giruno «San Gottardo» am 8. August 2019 in Bellinzona ist der «Ceneri 2020» der zweite Giruno, der im Tessin getauft wird.




 

SBB Giruno RABe 501 008-3 "Ceneri 2020"


 

Wie aus dem RABe 501 008-3 der Giruno "Ceneri 2020" wurde;  ein Film von Andrea Jerger


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