Entgleisung Luzern – Bahnhof bleibt bis Montagfrüh gesperrt

Aktueller vom Stand 23. März 2017 um 14.45 Uhr: Gestern Mittwoch um 13.56 Uhr sind zwei Waggons des EuroCity 158 Mailand – Basel von Trenitalia bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Luzern aus den Schienen gesprungen. Die Ursache ist noch unklar. Der vierte Wagen der Zugskomposition des Typs ETR 610 von Trenitalia ist zur Seite gekippt und hat den Bahnstrom unterbrochen. Der Bahnhof Luzern bleibt wegen der umfassenden Reparaturarbeiten bis voraussichtlich Montagfrüh 27. März 2017 nicht befahrbar. Ausnahme: Die Züge der Zentralbahn verkehren ohne Einschränkungen. Die SBB rät von Reisen von und nach Luzern ab. Ein Busersatzbetrieb mit beschränkten Kapazitäten ist in Betrieb. Es ist mit deutlich längeren Reisezeiten zu rechnen. Die SBB entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten.

Bergung des entgleisten ETR 610 002 im Bahnhof Luzern                                                                                   Foto: SBB CFF FFS

 

 

Der Bahnhof Luzern bleibt wegen der umfassenden Reparaturarbeiten bis voraussichtlich Montagfrüh 27. März 2017 nicht befahrbar. Die Zentralbahn jedoch konnte heute Morgen ihren Betrieb wieder aufnehmen. Wann genau der Bahnhof Luzern wieder vollständig eröffnet werden kann, ist Stand Donnerstag 14.45 Uhr noch nicht klar. Die SBB bittet die Pendler von und nach Luzern, deutlich mehr Reisezeit einzuberechnen. Der Bahnverkehr in der übrigen Schweiz ist von der Störung nicht betroffen. Aktuellste Informationen erhalten Reisende mittels einer Fahrplanabfrage oder auf www.sbb.ch/166.

 

 

Massive Schäden an einem Engpass

 

An der Fahrleitung, den Gleisanlagen und Kabelkanälen entstanden weitaus grössere Schaden als bisher angenommen. Unter Hochdruck haben mehrere Fachteams der SBB in der Nacht mit Aufgleisungsarbeiten begonnen, die beschädigten Fahrleitungsmasten entfernt und erste Reparaturen ausgeführt. Mittlerweile stehen alle Waggons des verunglückten Zuges wieder auf den Gleisen und der Havariezug wird im Bahnhof parkiert.

 

Die daraufhin ausgeführten Analysen des Gleisbetts, der Kabelkanäle sowie der Fahrleitungen an der Havariestelle haben massive Schäden zu Tage gebracht. Sie sind grösser als bisher angenommen. Damit die umfangreichen Arbeiten an der beengten Stelle schneller und auch sicher für Mitarbeiter ausgeführt werden können, hat sich die SBB für eine Vollsperre entschieden. Gearbeitet wird rund um die Uhr. Aus diesem Grund rechnen die Fachexperten der SBB mit der vollständigen Inbetriebnahme des Bahnhofs Luzern am Montagmorgen zu Betriebsbeginn. Die SBB bittet die Reisenden um Verständnis.

 

Wie Toni Häne, Leiter Verkehr von SBB Personenverkehr, im Tagesgespräch von Radio SRF 1 ausführte, rechnet die SBB damit, dass bis Montagmorgen aufgrund der Instandsetzungsarbeiten

 

- 400 Meter Gleis neu verbaut,

- vier Weichen komplett ersetzt,

- zwei Weichen teilumgebaut,

- 150 bis 200 Tonnen Schotter bewegt und

- zwei Fahrleitungsmasten und ein -Joch über mehrere Gleise ersetzt werden müssen.

 

Am Donnerstagnachmittag nahmen Andreas Meyer, CEO SBB, und Philippe Gauderon, Leiter SBB-Infrastruktur, persönlich einen Augenschein vor Ort. Andreas Meyer dankte den Kundinnen und Kunden für ihre Geduld, den Betreibern der Bahnersatzbusse für ihre tatkräftige Unterstützung und den Mitarbeitern vor Ort für ihren selbstlosen Einsatz.

 

 

Untersuchungsstelle ermittelt in alle Richtungen

 

Die Ursache wird untersucht durch die unabhängige Unfalluntersuchungsstelle des Bundes (Sust), die Luzerner Behörden sowie Experten der SBB. Wie Sust-Bereichsleiter Christoph Kupper am Donnerstagmittag gegenüber der Schweizerischen Depeschenagentur sagte, liefen die Ermittlungen in verschiedene Richtungen. Derzeit sei noch «alles offen», so Kupper weiter. Nach ersten Einschätzungen ist durch die Entgleisung des Zuges ein Schaden in Millionenhöhe entstanden.

 

 

Alle sechs Verletzten ambulant behandelt

 

Die SBB hat die Medien gemeinsam mit der Luzerner Polizei am Mittwoch um 17.00 Uhr vor Ort über die ersten Erkenntnisse informiert. Im betroffenen Zug befanden sich 160 Reisende. Nach Polizeiangaben sind sechs Personen leicht verletzt. Sie konnten den Zug selbständig verlassen und wurden für Abklärungen ins Spital gebracht. Die Evakuierung der Passagiere wurde um 15.35 Uhr abgeschlossen. Mittlerweile konnten alle Verletzten das Spital nach ambulanter Behandlung wieder verlassen. Präzisiert wurde auch die Zahl der verletzten Personen: Es handelt sich neu um sechs Personen, nicht um sieben, wie anfänglich gemeldet.

 

 

Kurzinterview mit Toni Häne um 18 Uhr

 

Toni Häne, Leiter Verkehr von SBB Personenverkehr, sagte vor den Medien: «Die SBB wünscht den verletzten Personen gute Besserung und entschuldigt sich bei allen Reisenden.» Im Bereich des gekippten Wagens ist ein Fahrleitungsjoch beschädigt worden. Die Stromversorgung im Bahnhof Luzern ist deshalb unterbrochen. Davon sind nicht nur Züge der SBB, sondern auch der SOB und der BLS betroffen. Der InterRegio 2519 (Genf–Luzern) und die S4 (Luzern–Stans) der Zentralbahn waren im Bahnhofsbereich blockiert und mussten evakuiert werden. Die Zentralbahn konnte heute Donnerstagmorgen den Betrieb wieder aufnehmen.

 

 

Kundenlenker an umliegenden Bahnhöfen

 

Die Fernverkehrszüge wenden in Sursee, Ebikon, Luzern Verkehrshaus und Arth-Goldau. Die S-Bahnen wenden in Emmenbrücke, Gersag, Ebikon, Littau und Luzern Verkehrshaus. Reisende benützen die Busse der Verkehrsbetriebe Luzern und die Bahnersatzbusse. An allen umliegenden Bahnhöfen sind Kundenlenker der SBB im Einsatz.

 

Die Ursache wird untersucht durch die unabhängige Unfalluntersuchungsstelle des Bundes (Sust), die Luzerner Behörden sowie Experten der SBB. Zur Schadenssumme lassen sich noch keine Angaben machen.

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