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Ein Jahr mit Licht und Schatten für die Rhätische Bahn (RhB)

Auch das zweite Geschäftsjahr im Zeichen von Corona hat bei der Rhätischen Bahn (RhB) deutliche Spuren hinterlassen. Der wechselhafte Verlauf der Pandemie forderte Unternehmen und Mitarbeitende heraus. Nach einem schwierigen Start ins 2021, mit vielen Unsicherheiten und schwachen Frequenzen, folgte ab Mitte Jahr und bis in den Herbst hinein eine Periode mit «Licht», Optimismus und besseren Frequenzen. Die negative Entwicklung der Coronasituation in den letzten Wochen wirft allerdings wieder ihren «Schatten» auf Erträge und Frequenzen. Die RhB geht für das Geschäftsjahr 2021, nach der Defizitdeckung der abgeltungsberechtigten Geschäfte durch Bund und Kanton, von einem Verlust von 3 Millionen Franken aus.

Die frisch revidierte Krokodillok im Chamäleon-Look beim RhB Infrastrukturstützpunkt in Landquart. Die Lok steht stellvertretend für das 100-Jahr-Jubiläum der vollständigen Elektrifizierung der RhB im Jahr 2022.    Foto: Marcel Manhart

 

 

 

Im Hauptsegment Personenverkehr erwartet die RhB für das Jahr 2021 Erträge leicht über dem Jahr 2020, jedoch immer noch deutlich (ca. 30 %) unter dem Spitzenjahr 2019. Dank erneut grossen Bemühungen durch Einsparungen, Projektverschiebungen, der Etappierung von Investitionen, dem Zurückstellen von nicht sicherheitsrelevanten und zwingenden Unterhaltsarbeiten sowie dem konsequenten Abbau von Ferien, Mehrarbeits- und Überzeit, wurden Kostenreduktionen von ca.10 Millionen Franken erzielt. Der erwartete Verlust ohne Berücksichtigung der bereits zugesagten Defizitdeckung durch Bund und Kanton wird im Personenverkehr auf ca. 16 Millionen Franken prognostiziert. Nur dank der ausserordentlichen, pandemiebedingten Defizitdeckung wird im Personenverkehr ein ausgeglichenes Ergebnis erwartet. Insgesamt erhöht sich die Abgeltung durch Bund und Kanton auf insgesamt rund 95 Millionen Franken.

 

 

Autoverlad wieder mit Gewinn

 

Dank der raschen Erholung der Frequenzen kehrt der Autoverlad im Geschäftsjahr 2021 wieder in die Gewinnzone zurück. Dies nach einem negativen Ergebnis im Geschäftsjahr 2020 von 1.6 Millionen Franken, welches dank der COVID-19-Finanzhilfe des Bundes mit einem à-fond-perdu-Betrag in gleicher Höhe ein Spartenergebnis von Null ergab. Per Ende Oktober 2021 wurden am Autoverlad Vereina 13.1 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahr transportiert. Der normalerweise starke Feiertagsverkehr zum Jahresende dürfte dafür sorgen, dass für das Geschäftsjahr 2021 ein leichter Gewinn resultieren wird.

 

 

Güterverkehr ist stabil unterwegs

 

Beim Güterverkehr zeichnet sich für das Geschäftsjahr 2021 ebenfalls ein leichter Gewinn ab. Stand Ende Oktober verzeichnete die Bündner Güterbahn praktisch gleich viele Tonnenkilometer wie im vergangenen Jahr. Aufgrund der hohen Bautätigkeit in Arosa sowie der Instandsetzung des Arosatunnel entstand ein sehr grosser Mehrbedarf beim Baumaterial, welcher durch die Bündner Güterbahn als Logistikpartnerin zu- und abgeführt wurde. Eine erhöhte Nachfrage bestand auch bei Bündner Holzprodukten, was deutlich mehr Holz-Transporte einbrachte und in einer erfreulichen Umsatzzunahme resultiert. Zudem durfte die RhB ihren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten, indem die Bündner Güterbahn gemeinsam mit Postauto eine funktionierende Logistik für die flächendeckenden Betriebstests im Kanton Graubünden aufbauen konnte.

 

 

Negatives Ergebnis für die Sparte Infrastruktur

 

Bei der Sparte Infrastruktur wirken sich der Ausfall der Einnahmen aus Trassenpreisen, ins-besondere wegen des schwächeren Personenverkehrs, sowie generell steigende Unterhaltskosten auf das Ergebnis aus. Für das Geschäftsjahr 2021 wird ein Verlust von ca. 2 bis 3 Millionen Franken erwartet.

 

 

Nebengeschäft leicht negativ

 

In der Sparte Nebengeschäfte wird für 2021 mit einem Verlust von ca. 1 Million Franken gerechnet. Dies primär aufgrund der pandemiebedingten Ertragsausfälle beim Bernina Ex-press Bus sowie bei den öffentlichen und historischen Sonderfahrten.

 

 

Die Modernisierung wird weiter vorangetrieben

 

Die schon länger laufende Modernisierungs- und Erneuerungsphase der RhB wird weitergeführt, sowohl in den Sparten Infrastruktur als auch Verkehr. Das sehr hohe Investitionsvolumen und die geplante schrittweise Einführung des Halbstundentaktes erfordern zudem einen Personalaufbau von rund 40 Stellen. Mit Bund und Kanton ist der Abgeltungsbedarf je Sparte abgestimmt und vereinbart worden. Die nötigen finanziellen Mittel sind somit in Aussicht gestellt.

 

 

Es bleibt anspruchsvoll

 

Die finanzielle Situation bleibt sehr angespannt und erfordert weiterhin hohe Aufmerksamkeit. Obwohl sich in den letzten Wochen die epidemiologische Ausgangslage verschlechtert hat und die Aussichten wieder etwas getrübt sind, sind die Verantwortlichen der RhB zuversichtlich gestimmt und rechnen 2022 mit einer weiteren Erholung. Insbesondere im Personenverkehr geht die RhB davon aus, dass nächstes Jahr wieder 85 Prozent der Ertragswerte des Rekordjahres 2019 erreicht werden.

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