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Stadler fürchtet Industriespionage in Deutschland

Der Schienenfahrzeughersteller Stadler befürchtet, dass seine Betriebsgeheimnisse in fremde Hände geraten könnten. Man betrachte es mit Sorge, dass die deutsche Tochtergesellschaft des russischen Konkurrenten Transmashholding (TMH) in Zukunft die Wartung der Regionalzüge für den Bahnbetreiber Go-Ahead Bayern übernehme, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber der Welt am Sonntag.  Von einem "Wirtschaftskrimi". schreibt die Augsburger Allgemeine. "Besonders kritisch sehen wir dabei, dass es sich hier um russische Wettbewerber handelt, die in den europäischen Markt drängen und so Zugang zu geschützter und dem Betriebsgeheimnis unterliegender Technologie erhalten könnten", erklärte der Sprecher.

Go-Ahead Bayern Flirt 3 im Bau bei Stadler Deutschland GmbH in Berlin Pankow                           Foto: Marcel Manhart

 

 

 

Der britische Betreiber Go-Ahead widersprach der Befürchtung, wollte die Sache aber nicht näher kommentieren. TMH wies laut der Zeitung darauf hin, dass die Zughersteller dem Betreiber für die Wartung der Züge die zugehörigen Wartungshandbücher zur Verfügung stellen müssen. Dies sei gängige Praxis in der Bahnindustrie. Ausserdem enthielten diese Dokumente "keine technischen Zeichnungen oder Ähnliches, die es erlauben, den Zug neu zu konstruieren und zu bauen“, wird eine TMH-Sprecherin zitiert.

 

Für die künftige Instandhaltung der Fahrzeugflotte baut TMH Germany derzeit für 40 Millionen Euro ein neues Servicewerk in Langweid bei Augsburg. Am 1. Februar 2021 ist das technische Team von TMH Germany zu seinem ersten Arbeitstag in Augsburg zusammengekommen. Bis zum Start von Go-Ahead auf dem E-Netz Allgäu mit den Stadler-Zügen werde das Team aus Mechatronikern und Industrieelektronikern in einem gemieteten Werk in Augsburg "umfassend in der leichten und schweren Wartung geschult, unter anderem anhand der neuen Züge, die bald in Augsburg eintreffen werden", schreibt Go-Ahead. Insgesamt sollen dort 56 Züge von Hersteller Siemens – davon 44 dreiteilige Mireo und 12 fünfteilige Desiro HC – sowie 22 vierteilige Stadler-Triebzüge des Typs Flirt 3 für das E-Netz Allgäu repariert und gewartet werden.

 

TMH Germany ist erst im Jahr 2020 gegründet worden und bietet Bahnunternehmen unabhängig davon, wer deren Rollmaterial hergestellt hat, seine Serviceleistungen an. Am 1. Dezember 2020 erhielt TMH Germany von Go-Ahead den Auftrag, während zwölf Jahren jene Flotte aus 78 elektrischen Triebzügen zu warten, die Go-Ahead schwergewichtig im Süden Bayerns einsetzen wird.

 

 

Stadler FLIRT für Go-Ahead für das E-Netz Allgäu

 

Ab Dezember 2021 wird Go-Ahead Bayern den Zugbetrieb von München über Memmingen nach Lindau im Auftrag der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und des baden-württembergischen Verkehrsministeriums übernehmen. Ein Jahr später kommt der Regionalverkehr rund um Augsburg mit den Strecken nach München, Ulm, Donauwörth und weiter bis Aalen und Würzburg hinzu.

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