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Digitalisierung hilft der SBB die Pensionierungswelle abzufedern

Bis 2035 werden rund 40 Prozent der heutigen SBB Mitarbeitenden pensioniert. Das sind deutlich mehr als die allenfalls rückläufige Zahl von Mitarbeitenden, die für den Betrieb der Eisenbahn nötig sind. In Bereichen wie IT aber auch bei Lokführern ist gar ein Fachkräftemangel zu erwarten. Dies zeigt eine Studie zur SBB Arbeitswelt der Zukunft, die im Rahmen des Digitalisierungsfonds vom Beratungsunternehmen PwC Schweiz unter Mitwirkung von ETH-Professorin Gudela Grote durchgeführt worden ist. Lebenslanges Lernen und gezielte Bewahrung und Weiterentwicklung des bahnspezifischen Wissens wird zum zentralen Erfolgsfaktor. Die SBB will dies zusammen mit ihren Sozialpartnern proaktiv angehen.

In den nächsten Jahren gehen auch sehr viele Lokführer in den wohlverdienten Ruhestand             Foto: Marcel Manhart

 

 

 

 

Mitarbeitende und deren Sicherheit und Wissen sind für das Unternehmen das höchste Gut: Darin sind sich die SBB und ihre Sozialpartner einig – auch nach dem tragischen Unfall eines Chefs Kundenbegleitung von Anfang August 2019. Es ist unabdingbar, spezifisches Bahn-Know-how, Spezialistenwissen sowie Projektmanagement im Unterhalt und Bahnbetrieb zu erhalten und weiterzuentwickeln. Und es ist eine Personalentwicklung nötig, welche Mitarbeitende auf dem Weg in die Zukunft unterstützt.

 

Grundlagen dazu erarbeitet hat die erste Studie, die im Rahmen des Ende März 2019 von SBB, SEV, transfair, KVöV und VSLF gegründeten ersten Digitalisierungsfonds der Schweiz erstellt worden ist. Die Ergebnisse liegen nun vor und verdeutlichen, dass die demografische Entwicklung die SBB besonders stark trifft: Bis ins Jahr 2035 werden über 40 Prozent der heutigen Belegschaft pensioniert; das sind mehr als 10'000 Mitarbeitende.

 

Zugleich geht die Studie von PwC Schweiz unter Mitwirkung von ETH-Professorin Gudela Grote davon aus, dass die Zahl der Mitarbeitenden der SBB bis ins Jahr 2035 je nach Annahme entweder auf gleichem Niveau wie heute liegen wird oder sich bis zu rund 15 Prozent reduzieren könnte. Die Bandbreite ergibt sich aufgrund unterschiedlicher Zukunftsszenarien.

 

Auch einen rückläufigen Stellenbedarf dürfte die Pensionierungswelle aber übertreffen. Das heisst, selbst wenn die SBB künftig weniger Mitarbeitende benötigt, kann dieser Rückgang über Pensionierungen und natürliche Fluktuation abgefedert werden.

 

Weiter zeigt die Studie, dass sich viele Berufsbilder bis 2035 aufgrund der Digitalisierung verändern werden. Ressourcenintensive Routineaufgaben können automatisiert werden. Assistenzsysteme und Automatisierungen werden viele Arbeiten erleichtern. Die Anforderungen in vielen Berufen werden jedoch steigen und auch die damit verbundenen Anforderungen an die Führungskräfte. Kompetenzen wie Kooperations- und Konfliktfähigkeit gewinnen an Bedeutung; neue Stellenprofile werden entstehen.

 

Bei Berufsgruppen mit wachsenden Informatik- und Data-Science-Fähigkeiten, aber auch in bahnnahen Berufsbildern (z.B. Lokführerinnen und -führer, Kundenbegleiterinnen und -begleiter) wird ein Arbeitskräfte- respektive Fachkräftemangel erwartet. Hier werden umfassende Rekrutierungsanstrengungen notwendig sein. Bei vereinzelten Berufsgruppen könnte es zu einem Arbeitskräfteüberhang kommen, nämlich dort, wo Automatisierungen möglich sind wie beispielsweise bei Monteuren oder in der Beschaffung. Es wird es darum gehen, heutige Stellen weiterzuentwickeln.

 

 

Was tun: Lebenslanges Lernen und Fokus auf Bahnwissen

 

Die SBB und ihre Sozialpartner werden sich vertieft mit den Studienergebnissen auseinandersetzen und Massnahmen initiieren, um den Arbeitskräfte- respektive Fachkräftemangel sowie den Arbeitskräfteüberhang möglichst frühzeitig abzufedern.

 



Das bedeutet für SBB und ihre Sozialpartner:
 

 

 
Entwicklung und Weiterbildung der geforderten Kompetenzen (Lebenslanges Lernen);
Umschulungen und neue Arbeitsformen;
Verstärkte Präsenz auf dem Arbeitsmarkt und Technologieeinsatz;
Sichern von bahnspezifischem Wissen (Bahn-Know-how) bei Pensionierungen;
Entwickeln von Instrumenten, die gegenseitige, zukünftige Bedürfnisse arbeitsvertraglich abdecken.
 

 

 

Nebst dem Digitalisierungsfonds stellt die SBB ein umfangreiches, professionelles und zukunftsgerichtetes Bildungsangebot sicher. Mit Programmen wie «fit4future» will das Unternehmen Veränderungen und Potenziale frühzeitig erkennen, das Bahn-Know-how im Unternehmen nachhaltig sichern und die Mitarbeitenden bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung begleiten.

 

 

Sozialpartner der SBB

 

SEV – Gewerkschaft des Verkehrspersonals

VSLF – Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter

transfair – Personalverband des Service public

KVöV – Kaderverband des öffentlichen Verkehrs

 

 

Die Studien «SBB Arbeitswelt der Zukunft»

 

Der von SBB und Sozialpartnern getragene Digitalisierungsfonds gab die Studie «SBB Arbeitswelt der Zukunft» beim Prüfungs- und Beratungsunternehmen PwC Schweiz in Auftrag. Unter Mitwirkung von ETH-Professorin Gudela Grote untersucht die Studie fundiert, wie sich als Folge der Digitalisierung die Berufsfelder der SBB verändern, wo Arbeitsplätze entstehen oder potenziell wegfallen und welche Kompetenzen in Zukunft gefragt sein werden. Das Projektteam analysierte dabei die wichtigsten Trends, die einen Einfluss auf die zukünftige Arbeitswelt der SBB haben.

 

Dabei zeigte sich, dass nebst der Digitalisierung die Mobilität der Zukunft und der demografische Wandel den grössten Einfluss auf die Veränderungen der SBB Arbeitswelt haben werden. Zwei Szenarien wurden angenommen. Das eine geht davon aus, dass die rasante technologische Entwicklung zu einer starken Digitalisierung der Arbeitswelt führen wird. Das andere nimmt an, dass Regulationen einen bremsenden Einfluss haben werden. Die Studie dokumentiert die Veränderungen bei den Kompetenzen der einzelnen Berufsgruppen und deren Auswirkungen auf die Bestände. Daraus wurden Empfehlungen abgeleitet, wie die SBB darauf reagieren kann.

 

 

Der schweizweit erste Digitalisierungsfonds

 

Ende März 2019 haben die SBB und die Sozialpartner SEV, transfair, KVöV und VSLF gemeinsam den ersten Digitalisierungsfonds der Schweiz gegründet. Die SBB speiste den Fonds mit 10 Millionen Franken. Damit demonstrierte sie ihren Willen, den von der Digitalisierung ausgehenden Wandel für die SBB und ihre Mitarbeitenden mit den Sozialpartnern zusammen anzugehen.

 

Aus dem Digitalisierungsfonds heraus werden einerseits Studien und Projekte lanciert, welche die Chancen und Herausforderungen für die Arbeitswelt und Arbeitsplätze der SBB analysieren. Anderseits wollen die SBB und die Sozialpartner aus den Erkenntnissen Massnahmen ableiten und zukünftige Rahmenbedingungen gestalten. Der Fonds soll auch genutzt werden, um Weiterentwicklungsprogramme für Berufsgruppen, die sich durch die Digitalisierung stark verändern, auszuarbeiten.

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