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So fährt die SBB durch die Hitzewelle

Diese Woche bringt der Sommer auch in der Schweiz erneut Temperaturen von über 30 Grad. Die anhaltende Hitze wird auch das Roll- und Schienenmaterial der SBB beanspruchen. Wie die Bahn die Herausforderungen der nächsten Tage zu meistern gedenkt, erklärten SBB-Verantwortliche am Montag den Medienleuten am Bahnhof Olten.

 Point de Presse am Bahnhof Olten zur bevorstehenden Hitzewelle                                                              Foto: Marcel Manhart

 

 

 

Vor welche Herausforderungen stellt eine anhaltende Hitzewelle die SBB?

 

Der Sommer fängt für uns schon im März mit den Vorbereitungsmassnahmen an. Die Infrastruktur wird kontrolliert und spezifische Einstellungen für hohe Temperaturen, beispielsweise an den Weichen, werden vorgenommen. Ist die Hitze dann da, geht es vor allem darum, die Temperatur in den Zügen für unsere Kunden angenehm zu halten und das Schienennetz auf Gleisverwerfungen zu kontrollieren.

Wie werden die Züge der SBB bei dieser Hitze runtergekühlt?

 

Wir haben 7200 eingebaute Klimageräte in über 4100 Fahrzeugen (Triebzüge, Reisezugwagen und Loks) und diese laufen bei dieser Hitze alle auf Hochtouren. Somit sind 94 Prozent unserer Personenzüge klimatisiert unterwegs. Klimatisiert heisst, dass wir die Züge zwischen 5 und 7 Grad unter der Aussenlufttemperatur mit den Klimageräten runterkühlen. Bis 2020 möchten wir 97% aller Züge im Fernverkehr mit Klimageräten versorgen. Das sind dann 8000 Klimageräte, die für angenehme Reisetemperaturen sorgen.

Kann die Temperatur in den Zügen vom Personal auf dem Zug reguliert werden?

 

Unser Lokpersonal und unsere Kundenbegleiter haben die Möglichkeit, die Temperatur um zusätzliche 2 Grad zu senken. Es wird alles Maschinen- und Menschenmögliche getan, um die Temperaturen auf einem angenehmen Niveau oder zumindest unter 30 Grad zu halten.

Wie reagieren die Schienen auf die Hitze?

 

Bei grosser Sommerhitze werden die Schienen bis zu 80 Grad heiss und Verformungen der Gleise, im Fachjargon Gleisverwerfungen, sind möglich. Genau das ist bei der letzten Hitzewelle Mitte Juni an einer neuralgischen Stelle in Bern passiert. Die Schienen sind endlos miteinander verschweisst und wollen sich in der Hitze ausdehnen. Diese Kräfte nehmen im Normalfall die Schwellen und der Schotter auf. Bei der vergangenen Hitzeperiode war das aber in einzelnen Fällen nicht mehr möglich und es kam zu einem seitlichen Ausknicken des Gleises – einer Gleisverwerfung.

 

 

Was muss im Fall einer Gleisverwerfung getan werden?

 

Als Sofortmassnahme reicht meist eine Reduktion der Geschwindigkeit auf dem betreffenden Abschnitt. Im Anschluss wird eine Korrektur der Gleislage durchgeführt. Zum Teil ist auch ein Schienenwechsel erforderlich. In unserem gesamten Netz werden aber durchschnittlich drei bis sieben solcher Gleisverwerfungen pro Jahr registriert und beseitigt.

Welche Massnahmen unternimmt die SBB, um die Gleisverwerfungen zu minimieren?

 

Das Risiko für Gleisverwerfungen kann durch Beton- anstelle von Holzschwellen gesenkt werden. Diese setzten wir vermehrt ein. Diese Betonschwellen können quer wirktende Kräfte besser aufnehmen: Sie federn den Druck besser ab, der durch das sich bei Hitze ausdehnende Metall der Schienen entsteht.

 

 

Welche Massnahmen prüft die SBB, um in Zukunft für die Hitze noch besser gewappnet zu sein?

  • «Weisse Schienen»

    Wir analysieren die Möglichkeit der «weissen Schienen». Bei diesem Verfahren werden die Schienen seitlich mit weisser Farbe bemalt. Eine Studie der ETH Zürich hat ergeben, dass mit dem hellen Anstrich die Schienen bis zu sieben Grad kühler bleiben. Wir stehen in Kontakt mit anderen Bahnen, die bereits Erfahrungen damit gesammelt haben. Eine interne Expertengruppe setzt sich mit dem Thema auseinander und wird Ende Sommer ihre Empfehlungen dazu abgeben.

  • Erhöhung der Neutralisierungstemperatur 
    Die Neutralisierungstemperatur ist die Temperatur, auf die eine Schiene erhitzt wird, bevor sie im Gleisbett verschweisst wird. Hier prüfen wir, diese um fünf Grad zu erhöhen. So könnten die künftigen temperaturbedingten Kräfte über die Schienen, die Schwellen und den Schotter noch besser abgefedert werden. 



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